Auf dem Papier stehen zwischen uns und unserem Tagesziel nur 86 Kilometer, eine mehr als lösbare Aufgabe. Dazu kommen allerdings noch 2010 Höhenmeter, die selbst für Fahrradprofi Teo einen Rekord darstellen. Nach einem kurzen Frühstück bestehend aus Omelette und Orangensaft machen wir uns auf, um das ganze hinter uns zu bringen. Heute trennt sich die Spreu vom Weizen, während Teo davon zischt quälen sich Johannes und Jonas mit einem Schnitt von unter 10 km/h stundenlang den Pass hinauf. Irgendwann trennen sich aber auch die Wege der beiden, da Jonas die Möglichkeiten frisch gepressten Orangensaft zu trinken ausgiebig nutzt. Dadurch erlebt jeder sein eigenes Abenteuer, Teo weicht Steinschlägen aus, Johannes belehrt Steinewerfer und Jonas schiebt sein Fahrrad Etappenweise nicht nur bergauf, sondern auch bergab. Das ist teilweise auch notwendig, da der Wind bei Beginn der Abfahrt (laut Johannes Wind App Recherche) Geschwindigkeiten bis zu 85 km/h erreicht. Das führt dann auch mal dazu, dass man aus dem Nichts einen Meter Richtung Fahrbahn oder Straßengraben geschoben wird. Dementsprechend sind große Teile der Abfahrt weniger eine Belohnung für den Anstieg, sondern die nächste Herausforderung. Während wir uns auf dem Seitenstreifen abstrampeln fährt ein vollgepackter Touribus nach dem anderen an uns vorbei, vermutlich an das gleiche Ziel welches wir morgen auch anpeilen. Unverkennbare Spuren dieser Buskolonnen sind mit nicht fertig verdauter Mahlzeit gefüllte Plastiktüten, die auf die Straße geworfen werden. Teo erreicht irgendwann gegen 17 Uhr unsere Unterkunft, Johannes und Jonas noch einmal ein gutes Stück später. Wir belohnen uns mit der ersten warmen Dusche seit Casablanca und Abendessen.
